Folsäure Schwangerschaft
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Franziska Hauer ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) mit Schwerpunkt auf ganzheitlicher Ernährung und Mikronährstoffen. Nach ihrem Masterstudium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, das sie teilweise in Schweden absolvierte, spezialisierte sie sich auf die Auswirkungen von Nahrungsemulgatoren auf das Darmmikrobiom. Ihr Fokus liegt auf der gesunden Ernährung von Kindern und deren spezifischen Nährstoffbedürfnissen. Bei edubily bereitet sie wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich auf und begleitet die Produktentwicklung. Mehr erfahren: 👉 🔗 Zur Autorenseite

Inhalt

    Folsäure (Vitamin B9) ist aus gutem Grund das wohl bekannteste Vitamin, wenn es um das Thema Kinderwunsch und Schwangerschaft geht und viele Frauen fragen sich, wie sie den erhöhten Bedarf am besten decken können. Mit der Supplementierung, am besten schon während der Phase des Kinderwunsches, lassen sich nämlich schwere Folgen eines Mangels, wie der Neuralrohrdefekt und Fehlbildungen des Babys, vermeiden. 

    Unterschiede der verschiedenen Formen

    Um besser zu verstehen, worüber genau bei den verschiedenen Formen von Folat  gesprochen wird, hier eine Erläuterung: 

    Folat: Beschreibt das natürliche Nahrungsfolat, das in Lebensmitteln vorkommt, sowie das 5-MTHF in hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln.

    Folsäure: Die synthetische Form von Folat, die in minderwertigen Nahrungsergänzungsmitteln oder in Lebensmitteln zugesetzt ist.

    Folatäquivalent: Da die beiden Formen eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit haben, wird die Menge in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln oft als Folatäquivalent (FÄ) angegeben. Dabei gilt: 1 µg FÄ = 1 µg Nahrungsfolat oder 0,5 µg Folsäure (bei Zufuhr auf nüchternen Magen). 

    Schwangerschaft und Kinderwunsch: Warum Folsäure einnehmen? 

    Der Folatbedarf verdoppelt sich in der Schwangerschaft fast. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt daher möglichst schon einige Monate vor der Empfängnis eine ausgewogene, folatreiche Ernährung und ein Nahrungsergänzungsmittel mit 400 Mikrogramm Folsäure zuzuführen. Wenn später als vier Wochen vor der Zeugung mit der Folsäuresupplementierung begonnen wird, sollte sogar eine erhöhte Dosierung von 800 Mikrogramm Folsäure pro Tag eingenommen werden (Q).

    Denn: Folat ist für das normale Zellwachstum in der Schwangerschaft wichtig. 

    Durch die ausreichende Folsäureversorgung sinkt das Risiko für den Neuralrohrdefekt um mehr als 70 % (Q)! Diese Fehlbildung an der Wirbelsäule entsteht, wenn sich das Neuralrohr während der frühen fetalen Entwicklung nicht richtig schließt.

    Das Problem: Der Verschluss des Neuralrohrs findet zwischen dem 29. und 30. Embryonaltag statt. Zu diesem Zeitpunkt wissen einige Frauen noch gar nicht, dass sie schwanger sind. 

    Warum Folsäure mit anderen B-Vitaminen einnehmen?   

    Folsäure muss nach der Aufnahme in der Leber erst in die aktiven Formen 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) und anschließend Tetrahydrofolat (THF) umgewandelt werden, damit sie für die DNA Synthese verwendet werden kann. Für diese Umwandlung werden die anderen B-Vitamine B2, B3, B6 und B12 benötigt.  

    Speziell ohne B12 kann die Umwandlung von 5-MTHF zu THF nicht stattfinden und es sammelt sich eine zu große Menge von 5-MTHF an. Dieser Zustand wird auch “Folate trap” (deutsch: Folat-Falle) genannt. 

    Das heißt: Die Versorgung mit Folsäure ist eigentlich ausreichend, aber durch den B12-Mangel kann die vorhandene Folsäure nicht genutzt werden und es kommt somit zu den Symptomen eines Folsäuremangels. 

    Also auch wenn du reichlich dunkelgrünes Blattgemüse isst und denkst, du bist damit optimal mit Folat versorgt, kannst du trotzdem eine Unterversorgung haben, falls du beispielsweise keine tierischen Produkte konsumierst und auch kein B12 Supplement zu dir nimmst.

    Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere oder Frauen mit Kinderwunsch beinhalten daher optimalerweise einen Vitamin B-Komplex aus Folsäure in Kombination mit den anderen notwendigen B-Vitaminen


    Wichtig zu wissen:

    Rund 30–50 % der Europäer tragen genetische Varianten (z. B. MTHFR C677T oder A1298C), die die Umwandlung von Folsäure und Nahrungsfolat in das biologisch aktive 5-MTHF beeinträchtigen. Das bedeutet, dass nicht jeder das aufgenommene Folat und die Folsäure effizient im Körper verwerten kann. 

    Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die synthetische Folsäure sich bei hohen Dosen im Körper  anreichern und ggf. toxische Effekte haben kann. Aus den genannten Gründen sollte immer direkt das biologisch aktive und gut verwertbare 5-MTHF eingenommen werden. 

    Die Rolle von Homocystein für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch

    Bei Müttern von Kindern mit Neuralrohrdefekt werden oft erhöhte Homocystein-Werte gemessen. Homocystein ist eine Aminosäure, die in unserem Körper eine wichtige Rolle spielt. In normalen Mengen ist sie am Stoffwechsel beteiligt und unterstützt die Bildung anderer Aminosäuren. Ein Überschuss kann jedoch schädlich sein, da er mit Zellschäden in Verbindung gebracht wird.  

    Vitamine, die dabei helfen, die Menge an Homocystein zu regulieren, sind neben Folsäure auch die Vitamine B2, B3, B6, B12 sowie weitere Stoffe wie Cholin und Betain. Sie tragen zum Um- und Abbau von Homocystein bei und unterstützen so einen gesunden Stoffwechsel. 

    Folsäure schützt Kindergehirn  

    Eine aktuelle Studie mit 2.000 kanadischen Frauen zeigte zudem, dass eine gute Folsäureversorgung während der Schwangerschaft die neurotoxischen Auswirkungen einer Bleibelastung auf das Gehirn des Kindes verringern kann. 

    Die Forscher stellten dabei fest, dass der Zusammenhang zwischen Bleikonzentrationen im Blut und Autismus-ähnlichem Verhalten der Kinder in den ersten Lebensjahren stärker war, wenn die Mütter während der Schwangerschaft weniger als 400 µg Folsäure einnahmen (Q). 

    Dieses Ergebnis verdeutlicht die Bedeutung von Folsäure auf die Gehirnentwicklung von Kindern. Also auch wenn die Kinderplanung noch etwas in der Ferne liegt, macht die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure auch schon einige Zeit vorher (aber mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft) durchaus Sinn.

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