glycin wirkung

Glycin – Die Aminosäure der Zukunft

Glycin ist eine Aminosäure, die vom Körper selbst hergestellt wird, also zu den nicht-essentiellen Aminosäuren gehört.

Obwohl die Struktur der Aminosäure sehr simpel ist und sie dank einfacher Herstellung zu den günstigsten Nahrungsergänzungsmitteln zählt, erfüllt sie im Körper wichtige Aufgaben und darf nicht unterschätzt werden.

Im Gegenteil: Die Bedeutung wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Glycin wird immer interessanter …

Hören wir doch einmal kurz, was die Wissenschaft über Glycin sagt:

Glycine protects against shock caused by hemorrhage, endotoxin and sepsis, prevents ischemia/reperfusion and cold storage/reperfusion injury to a variety of tissues and organs including liver, kidney, heart, intestine and skeletal muscle, and diminishes liver and renal injury caused by hepatic and renal toxicants and drugs. Glycine also protects against peptidoglycan polysaccharide-induced arthritis and inhibits gastric secretion and protects the gastric mucosa against chemically and stress-induced ulcers. Glycine appears to exert several protective effects, including antiinflammatory, immunomodulatory and direct cytoprotective actions. Glycine acts on inflammatory cells such as macrophages to suppress activation of transcription factors and the formation of free radicals and inflammatory cytokines. In the plasma membrane, glycine appears to activate a chloride channel that stabilizes or hyperpolarizes the plasma membrane potential. As a consequence, agonist-induced opening of L-type voltage-dependent calcium channels and the resulting increases in intracellular calcium ions are suppressed, which may account for the immunomodulatory and antiinflammatory effects of glycine. Lastly, glycine blocks the opening of relatively non-specific pores in the plasma membrane that occurs as the penultimate event leading to necrotic cell death.

Passage der Studie übersetzt:
  • Glycin schützt vor Blutungen und Blutvergiftung, schützt auch vor den Reperfusionsschäden (nach Infarkten!).
  • Glycin verhindert/reduziert Schäden an Leber und an Nieren, verursacht durch beispielsweise Medikamente.
  • Glycin schützt vor Arthritis, hemmt die Magensäure-Produktion und schützt die Magenschleimhaut vor induzierten Schäden.
  • Glycin hat wohl antientzündliche, immunstabilisierende und zellschützende Wirkung.
  • Glycin moduliert Immunprozesse via Makrophagen – dort werden entzündliche Cytokine und die Produktion freier Radikale gehemmt.
  • Glycin hemmt den Calcium-Einstrom in die Zelle, was seine Wirkungen erklären könnte.

(Zhong et al., 2003)

Gerade der letzte Punkt spielt bei der Fettspeicherung bzw. Fettfreisetzung eine Rolle und erklärt, warum eine Ernährung die sehr viel Glycin enthält, dafür sorgt, dass die Fettmasse deutlich reduziert wird, genau wie Plasma Triglyceride und Cholesterin, bei gleichzeitig gesteigertem HDL (Madsen et al., 2014; Hafidi et al., 2004).

Glycin als Multitalent

Glycin könnte demnach nach Herzinfarkten unterstützen, könnte (vielleicht?) die Entstehung von Leberzirrhose entgegenwirken, könnte bei Arthrose helfen, in dem es erst gar keine Entzündungen in den Gelenken entstehen lässt, könnte dich befreien von Magengeschwüren und dich vor Arteriosklerose und somit vor Infarkten schützen.

Glycin induziert laut Studie als einzige (!) Aminosäure, eine Ausschüttung des Wachstumshormons (hGH)

Glycin vermag dosisabhängig die Wachstumshormon-Ausschüttung zu induzieren (Kasai et al., 1980). Eines der wichtigsten Hormone, wenn es darum geht, anständige Leistungen im Alltag zu erbringen (Regeneration!) und anständig zu altern (Fettmasse, Muskelmasse!).

Daher kann Gelatine (mit hohem Glycin-Anteil) als nahezu einziges Protein, nennenswert die hGH-Produktion ankurbeln (van Vught, 2010).

Glycin kann das Altern umkehren (?!)

Erst neulich erschien eine sensationelle Arbeit. ScienceDaily titelte: “Wissenschaftler kehren das Altern in menschlichen Zellen um …”

Was haben die Wissenschaftler herausgefunden?

Der Unterschied zwischen einer jungen und einer alten menschlichen Zelle ist nicht, dass wir kaputte DNA-Abschnitte (= Mutationen) finden. Der Unterschied ist eine epigenetische Komponente: Die alten Zellen haben gewisse Gene abgeschaltet, die dafür sorgen, dass die Mitochondrien adäquat funktionieren.

Betroffen waren Gene, die die Glycin-Produktion in den Zellen regulieren.

Gaben die Wissenschaftler Glycin ins Zellmedium, zeigten die alten Zellen keinen Unterschied mehr zu jungen Zellen.

Alterung umgekehrt. Durch eine (!) Aminosäure.

(Vgl., Hashizume, 2015) 

Glycin hilft dabei, schlank zu bleiben

Glycin erhöht die Freisetzung eines Darmhormons namens GLP-1 (Gameiro, 2005; McCarty, 2014). Dieses GLP-1 potenziert die Wirkung des Insulins im Muskel, weswegen wir bei gleicher Kohlenhydratmenge sehr viel weniger Insulin brauchen. Tatsächlich fällt der Glukoseanstieg nach einer Mahlzeit viel geringer (halb so groß!) aus, wenn vorher Glycin gegessen wurde (Gannon, 2002).

GLP-1 reguliert darüber hinaus die Fettsäure-Freisetzung im Fettgewebe und hemmt die Entstehung einer Fettleber (Villanueva-Penacarrillo, 2002; Lee, 2012).

Glycin kann nicht nur via GLP-1 helfen, ein gesundes Gewicht zu erreichen oder zu halten: Es moduliert den NO-Haushalt (El Hafidi, 2006.), steigert die Fettsäure-Oxidation und die mitochondriale Energieproduktion in der Leber (El Hafidi, 2004). Deshalb wirkt es einer metabolischen Entgleisung entgegen.

Tatsächlich titelte eine Arbeit: “Ist Glycin das Gegengift für Fruktose?” (McCarty, 2014).

Sind wir eine Glycin-Mangel-Gesellschaft?

Der Biologe und Endokrinologe Joel Brind, der Glycin erforscht, meint: Wir leiden alle an einem Glycin-Mangel – mit bisweilen dramatischen Folgen.

Gut, dass Substanz XY im Guten, wie im Schlechten für unsere Gesundheit (oder Krankheit!) verantwortlich ist, haben wir nun tausendfach zu hören bekommen.

Daher: Es ist niemals Glycin alleine.

Andere Wissenschaftler haben sich die Mühe gemacht und genau kalkuliert, wie viel Glycin wir am Tag tatsächlich brauchen (Meléndez-­Hevia, 2009):

10 Gramm.

Der Durchschnittsdeutsche bräuchte 10 g zusätzlich, damit er langfristig und ausreichend die Glycin-Stoffwechselwege speist.

Für High-Protein-gefütterte dürften niedrigere Werte anfallen.

5 Gramm?

PS: Glycin schmeckt süß. Gedanke: Ein Teelöffel davon in den Kaffee, als Zuckerersatz.

Zusammenfassung: Glycin Wirkung

Glycin, eine der einfachsten Aminosäuren, spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen biochemischen Prozessen im menschlichen Körper. Sobald es durch die Nahrung aufgenommen wird, wird es im Darm absorbiert und gelangt über das Blut zu den verschiedenen Zellen des Körpers.

In den Zellen wird Glycin für den Aufbau von Proteinen verwendet, die für zahlreiche Funktionen im Körper verantwortlich sind. Es ist auch ein wichtiger Baustein für die Synthese von Kreatin, welches Energie für die Muskeln bereitstellt, und von Glutathion, einem Antioxidans, das die Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützt.

Die Aminosäure ist zudem ein wichtiger Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Es wirkt hauptsächlich hemmend und trägt so zur Regulation der neuronalen Aktivität bei. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen hemmenden und erregenden Neurotransmittern ist für eine normale Funktion des Nervensystems unerlässlich.

Darüber hinaus ist Glycin an der Synthese von Gallensäuren beteiligt, die für die Verdauung von Fetten erforderlich sind. Es spielt auch eine Rolle bei der Regulation des Blutzuckerspiegels und hat somit einen Einfluss auf den Energiestoffwechsel.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Glycin eine zentrale Rolle in verschiedenen biochemischen Prozessen im Körper spielt, von der Proteinsynthese bis hin zur Regulation des Nervensystems und des Stoffwechsels. Es trägt somit maßgeblich zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens bei.

Studien und Quellen

El Hafidi, Mohammed, Israel Pérez, and Guadalupe Baños. “Is glycine effective against elevated blood pressure?.” Current Opinion in Clinical Nutrition & Metabolic Care 9.1 (2006): 26-31.

El Hafidi, Mohammed et al. “Glycine intake decreases plasma free fatty acids, adipose cell size, and blood pressure in sucrose­fed rats.” American Journal of Physiology­Regulatory, Integrative and Comparative Physiology 287.6 (2004): R1387­R1393.

Gameiro, A et al. “The neurotransmitters glycine and GABA stimulate glucagon‐like peptide‐1 release from the GLUTag cell line.” The Journal of physiology 569.3 (2005): 761-772.

Gannon, Mary C, Jennifer A Nuttall, and Frank Q Nuttall. “The metabolic response to ingested glycine.” The American journal of clinical nutrition 76.6 (2002): 1302-1307.

Ham, Daniel J et al. “Glycine administration attenuates skeletal muscle wasting in a mouse model of cancer cachexia.” Clinical Nutrition 33.3 (2014): 448-458.

Hashizume, Osamu et al. “Epigenetic regulation of the nuclear-coded GCAT and SHMT2 genes confers human age-associated mitochondrial respiration defects.” Scientific reports 5 (2015).

Kasai, Kikuo et al. “Glycine stimulates growth hormone release in man.” Acta endocrinologica 93.3 (1980): 283­286.

Lee, Jinmi et al. “GLP-1 receptor agonist and non-alcoholic fatty liver disease.” Diabetes & metabolism journal 36.4 (2012): 262-267.

McCarty, Mark F, and James J DiNicolantonio. “The cardiometabolic benefits of glycine: Is glycine an ‘antidote’to dietary fructose?.” Open Heart 1.1 (2014): e000103.

Meléndez-­Hevia, Enrique et al. “A weak link in metabolism: the metabolic capacity for glycine biosynthesis does not satisfy the need for collagen synthesis.” Journal of biosciences 34.6 (2009): 853­872.

van Vught, AJAH et al. “The effects of dietary protein on the somatotropic axis: a comparison of soy, gelatin, α­lactalbumin and milk.” European journal of clinical nutrition 64.5 (2010): 441­446.

Villanueva-Penacarrillo, ML et al. “Effect of GLP-1 on lipid metabolism in human adipocytes.” Hormone and metabolic research 33.2 (2001): 73-77.

Yamashina, Shunhei et al. “Glycine as a potent anti‐angiogenic nutrient for tumor growth.” Journal of gastroenterology and hepatology 22.s1 (2007): S62-S64.

Zhong, Zhi et al. “L-Glycine: a novel antiinflammatory, immunomodulatory, and cytoprotective agent.” Current Opinion in Clinical Nutrition & Metabolic Care 6.2 (2003): 229-240.